Holzweibchen.
Sage aus dem Vogtlande.
Es ſtand eine Mühl’ im Elſtergrund,Ein ſtattliches Gebäude;
Mit dem ſich keins vergleichen kunnt’
Wohl in der Näh’ und Weite.
Drin hauſt ein wackeres Geſchlecht;
Kein Schimpfwort durften Magd und Knecht,
Kein Fluchwort je gebrauchen.
Da ſtund die Wirtſchaft o, ſo blank,
Als hätt’ es Glück geregnet! —
Die Müllersleute wußten’s Dank
Dem Herrn, der Fromme ſegnet;
Die Nachbarn aber um ſie her
Erzählten ſich die ſelt’ne Mär:
Holzweibchen ſein’s, die hälfen.
Doch weh, es ſtarb die Müllerin! –
Und als die Zeit gekommen,
Der Müller hat nach ſeinem Sinn
Ein’ andre ſich genommen.
Die ſtammt’ aus reichem Herrenhaus;
Bei Saitenſpiel und Tanz und Schmaus
Hat Einzug ſie gehalten!
Gar andre Wirtſchaft die begann,
War feindlich frommen Sprüchen,
Hing allem ihren Tadel an,
Gebot mit Schimpf und Flüchen.
Und rückwärts in der Mühle ging’s,
Und alle Leut’ erzählten rings:
Die Weibchen ſei’n — verſchwunden!